Michael van der Beck

14. Juni 20174 Min.

Auf nach Myanmar - the beautiful filthiness

Aktualisiert: 24. Feb. 2021

Im Februar dieses Jahr ging es zusammen mit Birten und Aydin nach Myanmar. Unser erstes Ziel: Yangon.

Der Moloch wurde von uns, bereits nach dem ersten Tag, als die Stadt der Ratten bezeichnet. Tagsüber sieht man nicht all zu viele von den putzigen Tierchen aber sobald die Sonne untergeht übernehmen sie so gut wie jedes Viertel. Auch in der Luft herrscht reges Treiben. Überall schneiden Fledermäuse durch die Luft. Man sollte dennoch seine Augen auf den Boden richten, dass man nicht doch versehentlich in ein wimmelndes Rattennest tritt.

Trotzdem haben wir immer wieder richtig schicke Oasen inmitten der Millionen-Stadt gefunden...

Eine Oase in Yangon ist die Shwedagon Pagode im Zentrum der Stadt. Treffpunkt für jeden Touristen, dennoch ein Ruhepool. Besonders nach einigen Stunden zu Fuß durch die stickige Hitze die sich zusammen mit dem Smog wie eine Glocke über die Stadt gestülpt hatte. Die Myanmesen am Eingang waren super gut gelaunt und scherzten mit allen Ankömmlingen. Die unangemessen gekleideten Besucherinnen und Besucher wurden noch mit ausreichend Textilien versorgt, bevor sie eintreten durften.

Der Boden in der Tempelanlage war angenehm kühl und wirkte wie eine natürliche Klimaanlage unter den Füßen. Herrlich. Wir wissen nicht ob es am kühlen Untergrund dort lag, aber es schien hier jeder gut gelaunt zu sein. Eventuell lag es aber auch am W-Lan for free... ;) Zu unserem Bedauern gab es dort keine Übernachtungsmöglichkeiten, wir wären sonst noch eine ganze Weile geblieben. Wir durften dann auch noch einem Putzritual (oder einem sehr befremdlichen Tanz mit Besen) beiwohnen, wir ihr im folgenden Video sehen könnt...

Nach ein paar Nächten waren wir dann doch sehr froh die Stadt der Ratten wieder verlassen zu dürfen und machten uns auf den Weg in Richtung Norden. Unser Ziel: der Inle Lake. Aydin wollte unbedingt einen Teil der Strecke in einem authentischen Zug zurücklegen, den auch die Locals nutzen. Der Streckenabschnitt würde mit dem Auto ungefähr eine Stunde in Anspruch nehmen, mit dem Zug jedoch wunderbare zwölf Stunden. Ich selbst freute mich darauf, abseits der allzu bekannten Routen unterwegs zu sein.

Wir stiegen also in einen Nightbus in Yangon, es galt zunächst den Bahnhof zu erreichen. Mitten in der Nacht wurden wir in Aungpan aus dem Bus geworfen. Tatsächlich nur wir. Keiner schien so doof zu sein, den unglaublich langsamen Zug in Richtung Inle Lake zu nehmen. Von der Haltestelle aus war es noch ein gutes Stück bis zum Bahnhof. Natürlich warteten schon ein paar junge Myanmesen zufällig mit ihren Rollern um ein paar Kyat abzustauben. Es stellt sich hier nun die Frage, wer die jungen Herren auf unsere Ankunft aufmerksam gemacht hatte. Die Informationsketten scheinen in Myanmar auf geheimnisvolle Weise zu funktionieren.

Birten, Aydin und ich stiegen je auf einen der fahrbaren Untersätze und los ging die rasante Fahrt mitten durch die Nacht. Es ging übers Land, durch kleine Dörfer, über Hügel, bis wir schließlich am Bahnhofe ankamen. Die Roller-Gang bot uns noch überteuerten Tee an, den wir aber dankend ablehnten. Da kam auch schon der Zug...

Auf diesem Bild lacht Aydin noch und ahnt nicht, wie schlecht es ihm später im Zug gehen wird. Mehr dazu weiter unten...

Nach einigen Stunden im Zug hatten wir uns recht gut eingelebt und es auf unseren Platz gemütlich gemacht. Im Sitz vor mir hatte sich eine große Maus oder eine kleine Ratte versteckt, die sich gelegentlich blicken ließ. Sie wollte aber nichts von meinen Bananen haben, die ich ihr anbot. Trotz Nagetiere und vermutlich noch vieler weiterer Lebewesen darin waren die Sessel erstaunlich bequem.

Undefinierbare Leckereien wurde immer wieder direkt in den Wagons angeboten. An fast jeder Haltestelle konnte man noch mehr zu essen kaufen. Was ich mir natürlich nicht entgehen ließ. Relativ satt und extrem entspannt starrte ich aus dem Fenster. Die Landschaft zog beachtlich langsam an uns vorbei, da die Lock wohl nicht mehr als 35 km/h schaffte. Bergauf waren es noch langsamere 10 bis 20 km/h, maximal. Es dämmerte uns, wie es möglich sein kann für eine solch kurze Strecke zwölf Stunden zu brauchen...

Aydin bekam davon nicht viel mit, da es ihm von Stunde zu Stunde schlechter ging. Uns war schon aufgefallen, dass er in den ersten Stunden nach unserer Abfahrt kaum gesprochen hatte. Den Snack auf der Raststädte, den Aydin und ich während unserer Nightbus-Reise zuvor verschlungen hatten, bekam ihm wohl nicht gut. Gar nicht gut. Die vielen Biere vor der Fahrt trugen vermutlich auch nicht zu seinem Wohlbefinden bei. So verschwand er in regelmäßigen Abständen auf das wohl widerlichste Zug-Klo auf diesem Planeten. Gäbe es einen Golden Globe für die ekelhaftesten Orte dieser Welt, so stünde zumindest eine dieser Trophäen auf der Toilette im Bummelzug von Aungpan nach Nyaungshwe. Dass das uralte Gefährt ihre Insassen ununterbrochen wie verrückt durchschüttelte, als wäre es ein wildgewordener Vibrator, machte es natürlich nicht besser.

Birten lacht, Aydin versucht nicht zu kotzen...

Ihr seht hier myanmesisches Essen in Bananenblättern. Super lecker. Aber ich habe keine Ahnung, was es war. In der Schüssel links daneben wurden jedenfalls Teile von diversen Tieren präsentiert. Die schienen jedoch sehr lecker schmeckten. Das verrieten mir zumindest die Gesichter derer, die sie probierten.

Vodafone verteilt in Myanmar rote Decken, an alle, die in "Plants VS Zombies II" Level zehn erreichen. Tolle Sache.

So begann unsere Reise. Und ja, ich wurde auch auf diesem Trip vergiftet. Dazu komme ich aber in einem anderen Beitrag... ;)

#Reisefotografie #Myanmar #Yangon #SlowTrain

    1380
    0